Die Holstertrageweisen

Howdy CO₂-Cowgirls and -Cowboys!

Vor nicht ganz zwei Jahren habe ich über mein damals brandneues Buscadero-Holster geschrieben, Moshe Silvergun hat sich kurz darauf ebenfalls mit einem kompletten Set (auch "Rig" genannt) ausgestattet.
Von einem Rig sprechen CO₂-Cowgirls and -Cowboys, wenn es sich um zwei Holster und einen Gürtel handelt. Puristen und echte Reenactoren weisen dann zurecht gern darauf hin, was so der Durchschnittskuhtreiber verdient hat und was so etwas damals gekostet hätte: teilweise jenseits von Gut und Böse, was bei uns der Standard ist.

Als Moshe feststellte, dass er ohne zwei Colts nicht mehr leben kann, da hatte ich mich bereits etwas mehr ins Thema eingelesen. Nicht, dass es das nicht irgendwo anders auch zu lesen gäbe, hier aber mal mein Stand der Dinge, wenn es um CO₂-Westernwaffen im Holster geht. Zumal ich morgen mit Long Beard Bob drüber sicherlich viel diskutieren werde. Wir treffen uns zusammen mit Cole Thornton auf Einladung von Ray Stoner trotz des leider ins Wasser gefallenen "EASTWOOD★CANYON".

Beim CO₂-CAS gibt's anders als bei einem WES nämlich ein paar Dinge, die man vor Anschaffung eines Rigs wissen sollte. Dazu gehe ich auf generelle Trageweisen ein. Ein bisschen hatte ich dazu schon bei der CAS-Minimum-Ausrüstung geschrieben. Über Schnitte wie "Mexican" oder "Californian" schreibe ich diesmal nicht, das habe ich ein paar Monate später getan.

Das Buscadero-Holster mal außen vorgelassen habt Ihr immer folgende Bestandteile: es gibt einen Gürtel und auf den Gürtel werden zwei Holster geschoben.
Die aufgeschobenen Holster je Revolvertyp und Lauflänge sollte man etwas wortreicher beschreiben. Einfach nur "Rechts tragen" hilft nicht weiter. Andere Details sind wichtiger: Ort am Gürtel und Richtung des Griffs. Also:
  • Vier mögliche Orte am Gürtel: links an der Seite, rechts an der Seite, links oder rechts neben der Gürtelschnalle. Anatomisch denkbar wäre es auch einen oder zwei Holster auf dem unteren, hintern Rücken zu tragen. Vielleicht gibt's dazu in irgend einem Film eine Szene. Lasse ich aus.
  • Vier mögliche Richtungen des Griffs in Relation zum Träger: Griffe zeigen horizontal nach vorne, nach hinten, sechzig Grad rechts oder links unten. Auch hier wäre es anatomisch denkbar, das Griffen nach rechts oben oder links oben weisen. Menschen probieren einen Haufen Zeug aus, würde mich wundern, wenn es das nicht gab. Lasse ich aber auch aus.
Nun ergibt sich aus Holsterort und Griffrichtung zusammen mit menschlicher Anatomie wie man den Revolver ziehen kann. Hier eine Aufstellung und Beispiele dazu:
  1. Rechte Seite, Griff zeigt nach hinten: man zieht mit der rechten Hand, das Holster liegt senkrecht am Oberschenkel an. "Straight draw"-Holster auf der rechten Seite. Im Bild das Holster links oben.
  2. Linke Seite, Griff zeigt nach hinten: man zieht mi der linken Hand, das Holster liegt senkrecht am Oberschenkel an. "Straight draw"-Holster auf der linken Seite. Im Bild liegt das Holster rechts unten.
    Das zusammen mit dem Holster vom ersten Punkt wäre dann so ein richtig schönes Sheriff-Rig, wie man es aus vielen Western kennt. Kann man auch oft am Lederband für den Oberschenkel erkennen. Davon ausgehend werden die nächsten zwei Varianten aus den bis hier beschriebenen Holstern gebildet:
  3. Rechte Seite, Griff zeigt nach vorn: dieses Holster liegt ebenfalls senkrecht am Oberschenkel an. Im Grunde ist es ein umgedrehtes Holster wie im zweiten Punkt beschrieben. Ziehen ist jeweils ein klein bisschen komplizierter, denn man dreht die rechte Hand gegen den Uhrzeigersinn, bis man um den Griff der Waffe an der rechten Körperseite greifen kann. Das ist ein "cavalry draw". Ist in einigen Western zu sehen.
  4.  Und auf der linken Seite, Griff zeigt nach vorn: alles wie beim dritten Punkt, nur seitenverkehrt, im Grunde genommen ein Holster wie im ersten Punkt beschrieben. "Cavalry draw" auf der linken Seite.
    Ja genau richtig: dritter und vierter Punkt zusammen wären, als hätte der Hollywood-Sheriff sein Rig falsch bestückt. Oder die Kavallerie zwei Holster am Gürtel angebracht.
  5. Die folgenden Varianten werden als "cross draw" bezeichnet. Man nutzt sie üblicherweise nur für die "starke Hand", also beim Linkshänder für die linke und beim Rechtshänder für die rechte Hand.
    Los geht es mit rechts neben der Gürtelschnalle, Griff zeigt nach links unten. Im Bild unten links zu sehen: dies ist nun ein "Cross draw"-Holster, dessen Revolver mit der linken Hand vorm Bauch gezogen wird. Dies ist die Variante für Linkshänder.
  6. Links neben der Gürtelschnalle, Griff zeigt nach rechts unten, im Bild oben rechts zu sehen: aus diesem "Cross draw"-Holster wird der Revolver mit der rechten Hand vorm Bauch gezogen.
Die Holster der fünften und sechsten Trageweise werden gern mit den Holstern der Trageweisen eins bis vier kombiniert, je nachdem, welche Hand die starke ist.
Ein Haufen Informationen! Einen muss ich noch drauf legen, nämlich die versprochene Hilfe bei der Auswahl der Holster für Euer erstes Rig. Ich ziehe neben der Frage "Was darf ich beim CO₂-CAS alles tragen?" auch die Preisfrage mit ein:
  • Einfache Antwort und preislich okay: Nehmt Gürtel, zwei Holster "straight draw", so wie Ihr es vom Sheriff im Western-Film kennt. Damit könnt ihr überall mitmachen, egal was die Regeln sagen und egal, was Ihr für Fähigkeiten besitzt. Simpel.
  • Schwierigere Antwort und ebenfalls preislich okay: Nehmt Gürtel und je nach dem, ob Ihr mit rechts oder links schießt ein Holster wie im Punkt zuvor beschrieben für Eure starke Hand. Der erste Punkt beschreibt das Holster für Rechtshänder, der zweite das für Linkshänder. Und dazu ein Holster "cross draw" für die starke Hand. Also für die Linkshänder das Holster aus dem fünften, für Rechtshänder das Holster aus dem sechsten Punkt der Liste oben.
    Das Komplizierte daran: Ihr müsst ein paar Sonderregeln beim CO₂-CAS beachten, wenn Ihr mitmachen wollt. Denn dort muss, egal wie gut Ihr ziehen könnt, die Hüfte beim Waffenwechsel so gedreht werden, dass das "cross draw"-Holster während des Ziehens mit der Mündung zu den Zielen zeigt. Das ist schwieriger, als bei der Sheriff-Trageweise, die diese Regel automatisch erfüllt.
  • Universelle Antwort und preislich etwas teurer: Mischt die beiden oberen Punkte, also zwei Holster "straight draw" für die schwache und starke Hand und ein weiteres Holster "cross draw" für die starke Hand.
    Damit könnt Ihr dann auch abgefahrene Sachen wie "cross draw" plus "cavalry draw" tragen, was ich sehr gern beim WES mache: auf die rechte Seite ein Holster mit Griff nach vorn und links neben die Gürtelschnalle ein Holster mit Griff nach rechts unten. Meines Wissenstandes nach darf diese Variante beim CO₂-CAS nicht eingesetzt werden.
    Die könntet Ihr aber dank des dritten Holsters auch wieder umbauen, so dass es den Regeln entspricht. Beim WES könnt Ihr hingegen tragen, was Ihr wollt und was Ihr sicher bedienen könnt.
    Nur würde ich kein Buscadero zu Beginn empfehlen, weil man damit nicht so schöne Varianten zum Spielen bauen kann, wie oben beschrieben.
  • Bonus: wählt unter den verschiedenen Schnitten, mit Schlaufen für Hülsen (Kaliber beachten!) oder ohne, mit kleiner Tasche, Messerscheide oder Halterung für ein Werkzeug. In Kombination mit Schlaufen besser nicht übertreiben. Ornamente ja oder nein, farblich passend oder bewusst nicht, es geht wahrscheinlich alles und zu jedem Preis etwas. 
Nach so viel Text schreibt gerne, wenn Ihr Fragen habt oder etwas nicht klar geworden ist. Dann liefere ich nach. P.S.: ich glaube mit dem Kommentar von Old Silverback sind weitere Fragen umfangreich geklärt. Vielen Dank für die super Ergänzungen!

So long and Goodbye, Suitcase-Bronco
Straight draw, Cavalry draw, Cross draw


Kommentare

  1. Sehr gut erklärt, ich hoffe mir kann morgen einer aushelfen da ich nur eine Straight Draw habe.Lieben Gruß
    Cole Thornton

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  2. Ein sehr guter Beitrag, der Einsteigern nützliche Hinweise gibt. Ich möchte noch ein paar Punkte ergänzen, die hoffentlich von Fehlkäufen abhalten und auch das Thema Sicherheit vertiefen.

    Zunächst einmal zur richtigen Gürtellänge des gewünschten Rigs. Als Faustregel kann man(n) (oder frau) 4 Zoll (1 Zoll = 2,54cm), also 10cm zum normalen Hüfumfang hinzu addieren. Also bei einer 36er Jeansgröße sind das 40 Zoll Gürtellänge. Das kommt daher, daß das Rig normalerweise auf der Hüfte getragen wird. der Hosengürtel sitzt aber über der Hüfte. Bei normaler Dornschließe mit 5 Löchern zum Verstellen landet der Dorn dann im mittleren Loch.

    Gewarnt sei vor längenmäßig grenzwertigen Käufen, z.B. auf Auktionsplattformen, "weil es so ein tolles Angebot ist". Ein Gürtel auf dem letzten Loch gekauft, dann die Familienfeier bei Oma mit dem leckeren Kuchen. Andersrum genauso; wir wollen ja alle ständig abnehmen...
    Ein zu loses Rig kann auch schon mal zum Verlieren desselben führen - sehr zum Gaudi der Zuschauer! Das bedeutet im besten Fall Zeitverlust (jaaa, ich habe das selbst schon gesehen und Tränen gelacht).

    Auch sollte der Gürtel aus vernünftig steifem Leder sein. Ein Holster mit Waffe wiegt ca 1,5 Kg - und das schlackert bei einem labbrigen Gurt beim Laufen auf der Stage ganz schön. So mancher hat dabei schon eine Waffe verloren (besser ist sowieso: die Hände beim Laufen auf den Griffen).

    Gleiches gilt übrigens auch für die Holster selbst. Es sollte am Mund möglichst steif und offen sein. Dann wird es im Eifer des Gefechts beim holstern der leergeschossenen Waffe nicht so leicht zum danebenstecken kommen, weil durch den fehlgeführten Lauf zugedrückt.

    Bei Crossdrawholstern sollte der Winkel der Gürtelschlaufe nicht zu groß sein. Ein sehr schräges Holster sieht zwar schick aus führt aber ebenfalls leicht zum Verlieren der Waffe beim Laufen (s.o.) oder die Waffe rutscht schon beim Bücken, z.B. nach den Ladehülsen nach dem Schießen, aus dem Holster. Auch wird dann die aus gutem Grund festgelegte Sicherheitsregel, daß die Laufmündung nicht nach hinten zeigen soll, verletzt. Das wird in den USA bei den "scharfen" Wettbewerben wohl oft beanstandet. Aus dem Grund muß ja auch die von Suitcase Bronco beschriebene Hüftdrehung beim Crossdraw ausgeführt werden. Die Mündung soll beim Ziehen wenigstens zur Seite zeigen.

    Zuletzt noch eine Anmerkung zum Cavalrydraw. Historisch betrachtet ist diese Art von Holstern zustande gekommen, weil die Hauptwaffe des Kavalleristen der Säbel und nicht die Pistole war. Der Säbel wurde grundsätzlich links getragen und mit rechts gezogen. Sollte nun im Nahkampf der Revolver gezogen werden, so mußte das mit links geschehen. Daher die Holsteranordnung. Die Linksausführung dieser Holster war damals eher ungewöhnlich und vermutlich privat bezahlt. Ab und zu sieht man sie heutzutage. Beim Wettbewerb jedenfalls ist ein historisch korrektes Arnmeeholster mit Staubschutzklappe eher hinderlich und führt oft zu Zeitverlust. Kann man auch gut in den Videos von Sunset Sam auf Youtube sehen.

    Ich hoffe, dieser Kommentar ist hilfreich und er ist nur als Ergänzung zu dem von Suitcase Bronco zu sehen.

    Howdy Cowboys

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