Das Verheiraten

Howdy CO₂-Cowgirls and -Cowboys!

Auch wenn es emotional bedeutsamer und schöner ist, geht es nicht um die Heirat zwischen zwei Personen, sondern um die "Heirat" von Ladehülse und Diabolo. Heirat im technisch-mechanischem Sinne des Zusammenfügens beider Komponenten. Jetzt bin ich aber gespannt, sagt Moshe Silvergun. Dann schildere ich einmal, wie ich zu dem Thema gekommen bin.

Im alten Jahr habe ich angekündigt, dass ich mir Gedanken zu Diabolos aus Zinn gemacht habe, weil dieses Metall andere Eigenschaften als Blei aufweist. So stört mich am Zinn besonders seine Härte und bei den schwachen CO₂-Western-Waffen wird es offensichtlich: ein hartes Zinndiabolo in einer etwas zu engen Hülse führt merklich zu anderen Flugbahnen. Hier und da las ich im Forum davon, dass Zinndiabolos Hülsen oder Läufe von Waffen nicht verlassen haben. Mir selbst sind schon einige trotz frischer Kohlenstoffdioxid-Kapsel schlapp vorm Ziel zu Boden gefallen.

Mein erster Schritt zur Lösung war, dass ich mich im Bereich Field Target und des Olympischen Schießsport ein wenig eingelesen habe. Denn beide Disziplinen schießen präzise auf große Entfernungen und machen sich daher viele Gedanken um die Optimierung aller Komponenten. Und somit auch um ihre Diabolos, selbst wenn sie aus Blei sind. Schritte auf der Suche nach dem besten Diabolo für den anspruchsvollsten, schwierigsten und weitesten Schuss, die ich bis dato nachvollziehen konnte, sind:
  1. waschen
  2. ölen
  3. wiegen
  4. vermessen
  5. gegebenenfalls dehnen
  6. einpassen
  7. einsetzen
Ohne auf jeden Schritt nun einzeln eingehen zu wollen, "vermessen" ist echt der Hammer! Dort werden teilweise Achsen ermittelt, um zum Beispiel feststellen zu können, ob ein Diabolo im Flug taumeln wird... unglaublich! Das ist was für die absolut Akribischen. Ob wir das brauchen, weiß ich nicht. Daher habe ich mir die Schritt vorgenommen, von denen ich meine, dass sie am stärksten die beschriebenen Probleme des Steckenbleibens beziehungsweise schlappen Schusses beheben können. Diese Schritte sind meiner Meinung nach "Einpassen" und "Einsetzen".

Beide Schritte zusammen habe ich konservativ "verheiraten" genannt. Weil ein Diabolo durch Einpassen und Einsetzen bestmöglich zu einer Hülse passt in genau der richtigen Tiefe sitzt. Bis diese Ehe durch ein zehntel Gramm Treibhausgas apprupt aufgelöst wird und sich die Hülse in serieller Monogamie mit einem weiteren Diabolo passgenau vermählen lässt. Im Unterschied dazu stellt reines Kalibrieren mit einer Matrize zwar sicher, dass ein Diabolo immer den gleichen Durchmesser, zum Beispiel viereinhalb Milimeter hat, aber nicht, dass eine Hülse eventuell ein oder zwei hundertstel Millimeter davon abweicht. Und das ist leider oftmals der Fall, wie ich bei der Überprüfung von Hülsen feststellen musste. Also:
  • Einpassen: Um diese Vermählung durchzuführen schiebe ich den Diabolo mit einem kleinen Stab durch die Hülse, um ihn im Umfang an den Durchmesser der Hülse anzupassen.
  • Einsetzen: Danach setze ich die Hülse auf einen zweiten Stab, der die Tiefe genau vorgibt und drücke den Diabolo soweit in die Dichtung hinein, dass er bereits mit dem Kopf im Metall der Hülse steckt, aber mit dem Trichter noch in der Dichtung gehalten wird.
Ich verspreche mir vom ersten Schritt, dass der Reibungswiderstand des Diabolos gesenkt werden konnte. Rein gefühlt und nicht gemessen lässt sich dies schon feststellen, wenn man ein Diabolo zweimal durch dieselbe Hüse führt. Teilweise ein gewaltiger Unterschied!
Vom zweiten Schritt verspreche ich mir, das eventuelles Verkeilen des Diabolos am Hülsenmund unterbleibt. Ich könnte mir vorstellen, dass dies bei Diabolos, deren Trichterhöhe unter sechs Millimeter liegt. Und das sind meinen Messungen nach zwölf von zwölf von mir vermessene Diabolos, siehe Tabelle am Ende dieses Eintrags.

Ein sehr langer Blogeintrag. Und irgendetwas sagt mir, dass ich noch eine Aktualisierung veröffentlichen werden... Aktualisierung I: hier ist die Aktualisierung, ich habe eine praktische Lösung gebaut.

Und Aktualisierung II: Mir sind in der Szene zwei andere Ansätze aufgefallen beziehungsweise vorgeschlagen worden. Die meiner Meinung nach den gleichen Aufwand bedeuten, aber meines Erachtens nach weniger erfolgversprechend sein werden.
Die eine Idee ist eine gesonderten Matrize, die andere eine Ladehülse zu nutzen, um Diabolos gleich büchensweise vorzubereiten. Das ist Kalibrieren auf entweder eine Matrize oder ein Diabolo, aber kein Verheiraten.
Und wird beidemal dem eigentlichen Problem nicht Herr, dass die Hülsen leider, leider nicht durchgängig gleich präzise gefertigt sind. Meines Erachtens nach kommt das durch den Prozess, in dem die Messingschicht aufgetragen wird. Es sind ja keine Hülsen aus Vollmessing. Und sie sind meiner Beobachtung nach nicht gedreht und auch nicht gebohrt. Sind sie auf einer Spritzgussmaschine aus einer Legierung hergestellt worden? Ich weiß es nicht, sieht mir aber so aus.
Daher ist meiner Meinung nach das Extra-Werkzeug "Matrize" die schlechteste Herangehensweise. Man legt sich auf ein Kaliber fest, das man auf das Hundertstel bestimmt hat und baut ein weiteres Werkzeug. Und liegt sowohl bei Durchmesser als auch Form des Kanals einer zweiten Hülse schon daneben.
Daher ist auch die Idee alle Diabolos im Vorfeld durch nur eine Hülse zu drücken einfach nur eine andere Art der Matrize, deren Durchmesser man halt nicht kennt. Die aber für alle Hülsen die Form vorgeben soll. Anders als die Idee einer Matrize, aber gleich im Resultat: schon das Laden einer zweiten Hülse mit dem kalibrierten Diabolo wird Abweichungen bedeuten.
Nimmt man hingegen für das Kalibrieren eines Diabolos die Hülse, in die es soll, so ist es egal, wie der Nennwert des Kalibers nun auf das Hundertstel lautet: Diabolo und Hülse passen zumindest wahrscheinlicher zusammen, als wenn es eine Matrize oder eine andere Hülse zum Einsatz gekommen wäre. Zusammengefasst: selber Aufwand wie eine generellen Matrize oder Hülse aber anderer Erfolg weil individuell passender. Wenn ich richtig liege.
Und ein Problem habe ich dabei nur angedeutet... wer weiß, ob die Kanäle in den Hülsen wirklich rund sind? Oder sind sie teilweise oval? Wären es gedrehte Hülsen aus Stahl, dann würde ich dem Ganzen ein anderes Vertrauen entgegenbringen.
Komplette Abhilfe soll laut anderen Cowboys eine neue Bohrung schaffen. Aber ist diese zu eng, dann wird wieder ein Kalibrieren benötigt, um den Widerstand zu reduzieren, um den es mir geht. Was mich wieder fragen lässt: wieso dann nicht verheiraten? Besonders, wenn man nicht wirklich ausschließen kann, dass die vermutlich aus einer Legierung bestehende Hülse oder zumindest deren Messingschicht sich nicht abträgt? Der Idee einer neuen Bohrung eines zugute gehalten: nimmt man einen Qualitätsdiabolo mit durchgängig dem gleichen Durchmesser, dann könnte man natürlich die Bohrung entsprechend wählen. Sollte man das nicht wollen... dann sollte man verheiraten.

So long and Goodbye, Suitcase-Bronco

Kommentare

  1. Howdy Bronco🤠🤙🏼
    Wieder mal sehr gelungen.
    Lektüre für das Wochenende 😁

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  2. So haben wir es doch in Wiehl gemacht. Ohne Probleme und aufs Treppen haben wir es auch geschafft 😂

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    1. Exakt. Das ist schlussendlich die Zusammenfassung der Erfahrungen. In Wiehl war das schon ziemlich weit gereift, jetzt ist es ausformuliert.☺

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    2. Wiedermal durchdacht gemacht,sieht echt schick aus👍

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Hey CO₂-Cowgirls and -Cowboys! Danke für Euren Kommentar! Ich kümmere mich darum. Suitcase-Bronco